Komplizierter gehts nimmer!

Es war Erich Honecker, der einst das Credo ausrief:
VORWÄRTS IMMER, RÜCKWÄRTS NIMMER!

Im Burgenland ticken die Uhren anders, oder man hat etwas falsch verstanden.
Auf jeden Fall, dort hat man sich folgendes zum Ziel gesetzt:

KOMPLIZIERTER IMMER,
EINFACH NIMMER!

Sicher geht es komplizierter. Man kann immer alles noch umständlicher machen.
Man könnte zum Beispiel eine bestehende direkte Buslinie von A nach B einer neuen Linienführung versehen, und ohne Zwischenhalt über C via D, an E vorbei, F durchfahrend über G,H, zurück nach G, usw führen. Alles ohne Zwischenhalt. Aber es macht halt einen Sinn – darum wird man es wahrscheinlich nicht machen.

Anders verhält es sich mit der Aktion „Bringe Touristen ins Burgenland, stütze die lokale Wirtschaft, und bonifiziere die Urlaubenden mit €25.- pro Nacht, wenn man länger als drei Nächte in diesem schönen Bundesland bleibt, mit maximal €75.-„

Ja, auch diese Beschreibung ist schon kompliziert, man könnte es auch das
Burgenland Card Bonusticket
nennen.

Diese Aktion gab es auch schon letzte Jahr! Extrem unkompliziert!
Man genießt einige Tage einen Urlaub, der Unterkunftgeber stellt eine Rechnung, zieht pro Nase €75 ab, und basta.

Heuer wieder? WEIT GEFEHLT! Das Bürokratiemonster hat zugeschlagen! Es war hungrig auf einfache Lösungen, und hat diese Art der Bonifizierung einfach aufgefressen!
Restlos, und es dürfte wunderbar geschmeckt haben.

Und weil einfach nix mehr da war, sich anscheinend niemand mehr erinnern konnte wie man diesen Prozess gehandhabt hatte, haben sich ein paar schlaue Köpfe zusammen gesetzt, sicher einige Stunden gegrübelt, und folgende ausgetüftelt:

Der Kunde kommt in der Unterkunft an und solls bitte nicht allzu einfach haben bei uns.
Man füllt den Gästewisch aus, Amtsdeutsch wahrscheinlich Gästeanmeldung, und bekommt vom Unterkunftsgeber den BLAUEN Durchschlag ausgehändigt.

Mit diesem geht man zur Tourismusverwaltung, und bekommt die NEUSIEDLERSEECARD ausgehändigt.
Ups, in der Werbung steht BURGENLANDCARD, bekommen haben wir eine NEUSIEDLERSEECARD.

Kurz nachgefragt: „Die gibt es erst ab nächstem Jahr.“

Auf jeden Fall ein Stück Plastik, bedruckt im Thermotransfer Verfahren, aber eigentlich, für Nichtnutzer wie meine geliebte Frau meiner, ein einsparbares Stück Müll. Nicht ganz zeitgemäß, aber ohne gehts halt dann doch nicht.
Wie sich in weiterer Folge herausstellen wird, bekommt Sie dann doch noch Ihren Sinn.

Ebenfalls am Tourismusverband mitbekommen haben wir einen beidseitig bedruckten A4 Zettel, wie wir zu unseren €150.- kommen (zwei Nasen, zumindest drei Nächte, je €25.- Refundierung).
Zeitaufwand + : geschätzte 25 Minuten.

Für den Antrag braucht man:

  • eine Buchungsbestätigung (pdf oder gut lesbares Bild)
  • eine Rechnung im pdf Format
  • die Nummer der Burgenlandcard
  • ein AUSGEDRUCKTES und UNTERZEICHNETES Bonusticket Formular, und das bitte pro mitgereister Person!

ad Buchungsbestätigung:
wir fahren seit Jahren in die gleiche Pension. Fast schon Familie. Super nett, ein Anruf genügt, und wir bekommen das Zimmer unserer Wahl. Was wir noch nie bekommen hatten, war eine BUCHUNGSBESTÄTIGUNG.
Aber im kleingedruckten Teil des A4 Zettels steht jedoch, sollte man keine haben, so lädt man hier auch die Rechnung hoch.

ad RECHNUNG:
ein Kassenzettel reicht hier nicht! Weil da steht ja nichts oben. Also muss man die Gastgeber bitten uns eine solche zukommen zu lassen. Zum Glück – wir datenkommunikationstechnisch affin – ließen uns diese über den Messenger unserer Wahl vom Hausherrn zusenden.
Zeitaufwand + : geschätzte 10 Minuten.

ad AUSGEDRUCKTES und UNTERZEICHNETES Bonusticket:
der Antragsteller MUSS im Besitz eines DRUCKERS sein. Denn das dem Expertenteam nachgeschaltete Ausführungsteam hat es NICHT GESCHAFFT ein editierbares PDF zum Download bereit zu stellen.
Weiters MUSS der Bittsteller im Besitz eines SCANNERS sein, in welcher Form auch immer. Denn der Antrag kann NUR ELEKTRONISCH eingereicht werden.

Es ist EXPLIZIT VERMERKT, dass Anträge weder telefonisch noch postalisch eingereicht werden können. Die Offline-Generation soll sich doch bitte Verwandter oder Bekannter bedienen, die dieses für Sie erledigen.

Ich habe mir den Spaß gemacht, und dank meiner Kenntnisse das besagte pdf dann doch, über ein paar Umwege, elektronisch zu befüllen, und DIGITAL zu SIGNIEREN.
Zeitaufwand + : geschätzte 30 Minuten.

Dann, nach der Einholung all dieser Daten darf man vor zum Formular, elektronisch wohlgemerkt.
Lob, wem Lob gebührt, dieses ist wirklich übersichtlich, einfach zu bedienen, und alles ist dort wo man es sucht.
Da hat das Expertenteam tatsächlich gute Arbeit geleistet!

Und nun, nach dem Absenden bekommt man eine Bestätigung, dass das Bearbeitungsteam sich zumindest eine Woche Zeit nimmt, den Antrag zu bearbeiten.

Lieber burgenländischer Tourismusverband:
Was geht in Ihren Köpfen vor?
Das kann es doch nicht sein?

Fragt das Bürokratiemonster. Vielleicht kann es sich noch an die Textzeilen erinnern, bevor es die einfache Lösung eliminiert hatte!