Desktopvirtualisierung

Der Mensch – das Gewohnheitstier

Haben Sie schon einmal einmal eine z.B. neue Küche bekommen, die eingeräumt, und nichts mehr gefunden? Zumindest die ersten Wochen immer wieder das falsche Kastl geöffnet, um nach etwas zu suchen. Die Töpfe waren immer gegenüber vom Herd, jetzt auf einmal sind sie darunter. Mir ist es zumindest so gegangen.
Genauso verhält es sich, wenn man auf einem fremden Computer versucht ein Programm zu finden. Manche haben die Programme in Ordnern versteckt, manche haben den Bildschirm voll mit Icons, die wiederum irgendwohin referenzieren. Was für wen anderen Ordnung bedeutet ist für wiederum einen Anderen ein Sauhaufen, oder zumindest nicht leicht zu überblicken.
Der Mensch ist ein Gewohnheitstier, so auch am Bildschirm.

Ich habe meinen Bildschirm immer dabei

Mit meinem virtuellen Desktop habe ich meinen Arbeitscomputer immer dabei, egal von wo. Als Voraussetzung dafür brauche ich nur einen handelsüblichen Computer, Installationsrechte, und meinen USB Stick, den ich sowieso immer dabei habe. Sei die Hardware noch so schwach, mir ist das egal. Die Performance hängt mit meiner Hardware und meiner Internetanbindung zusammen.
Für mich bedeutet das, ich komme zu Freunden bekannten, Kunden, usw. installiere dort den X2Go Client, gebe meine Zugangsdaten zu meinem Computer ein, und lege los. Alle Applikationen die ich gewohnt bin sind dort, wo ich sie erwarte. Ich brauche keinen Fremdcomputer mit irgendwelchen extra Programmen vollpfropfen, die den Gastcomputer verunstalten.

Die Technik dahinter

Techniken zur Übertragung von Bildschirminhalten gibt es mehrere. Die meisten sind aber nur durch Einwurf kleiner Scheine verfügbar. M$ Remotedesktop erfordert einen M$ Rechner, auf den ich mich verbinde. Der ist wiederum mit einer kauf Lizenz verbunden, abgesehen davon ist mstsc verschlüsselungstechnisch nicht das gelbe vom Ei, und die Funktionen die ich erwarte bietet es mir auch nicht. Daher -> fail.
VNC ist überhaupt nicht verschlüsselt, fällt daher auch flach.
Der Teamviewer Client ist zwar von fast allen Gastcomputern aus verfügbar, ist für die nicht kommerzielle Nutzung frei, erfordert aber die Installation eines Serverclients auf meiner virtuellen Maschine, deren Authentifizierung ich in fremde Hände gebe. Der Funktionsumfang ist zwar gut, aber eben properetär. Ergo nix für mich.

X2Go verbindet sich mittels ssh auf meinen Virtuellen Desktop, und überträgt (fast) nur Bildschirminhalte. Warum nur fast?
X2Go erlaubt es auch

  • Audio Daten zu übertragen
  • Mittels Copy & Paste zwischen Gastmaschine und meiner virtuellen Maschine hin und her zu kopieren
  • auf Druckern, die auf der virtuellen Maschine installiert sind, zu drucken.
  • lokale USB Sticks auf meiner virtuellen Maschine verfügbar machen.

Sowohl die C&P Funktion, als auch das USB sharing Feature lassen sich übrigens seitens des Administrators steuern. So ist gewährleistet, dass, im kommerziellen Einsatz, Wirtschaftsspionage durch Angriffe von innen steuer-, bzw. ausschließbar werden.

Die Installation selbst ist denkbar simpel. Der X2Go Server wird auf einem stink normaler Linux Desktop installiert. Zusatzfeatures wie Desktop sharing und Remote drucken werden per Package einfach dazu installiert.

Zusätzliche Goodies dieser Lösung ist, dass man nicht nur ganze Desktops sharen kann, sondern auch wie in kommerziellen Lösungen „nur“ Applikationen. Somit kann dem User die Angst genommen werden, er arbeitet auf einem Linux Desktop, womit er sich nicht auskennt. Abgesehen davon gibt es auch einen Session Broker, der Clients gezielt auf virtuelle Maschinen verteilen kann, um so Leistungsspitzen zu unterbinden.

Wer hier noch kommerzielle Lösungen bevorzugt, und gut und gerne einige 1000 Euro für einen ebenbürtigen Funktionsumfang auf den Tisch legt – gerne, aber es geht eben auch günstiger…..